Multi-Media Projekte von und für erwachsene Menschen mit Behinderung

In den Beratungen hören wir immer wieder die Frage, welche Computeranwendungen für erwachsene Menschen mit Behinderung (körperlich und/oder Lernschwierigkeiten) in Frage kommen. Die Betroffenen weisen darauf hin, dass es zwar viel für Kinder gäbe, und auch die funktionalen Trainingsbereiche passen würden, dass aber das „Drumherum“ wie die Grafik, der Ablauf,… nicht altersadäquat sind. Aus diesem Grund möchten wir hier ein Multi-Media Projekt vorstellen, das  2011 von der EDV-Werkstätte des Diakoniewerkes in Hagenberg (eine Einrichtung für erwachsene Menschen mit Behinderung) durchgeführt wurde.

Foto: Hans beim Einkaufen

Ziel des Projektes war es, Bildgeschichten am Computer zu erstellen. Der Inhalt der Geschichten blieb den MitarbeiterInnen selbst überlassen. Jeder konnte sich selbst überlegen, was für ihn/sie bedeutend wäre oder einfach Spaß macht. Die Bildgeschichten dienen natürlich auch dem eigenen Ausdruck, vor allem für nichtsprechende Menschen eine Form der Präsentation ihrer Arbeit, ihrer Leidenschaften, ihrer Phantasie und vieles mehr. Es sind Geschichten zu folgenden Themen entstanden: Einkaufen, Modeschau, eine Andacht gestalten, einen Obstsalat machen, … Man lernt in den Alltagsgeschichten aus der EDV Werkstatt Hagenberg auch, was es bedeutet, einen „grünen Daumen“ zu haben oder wie man mittels einer Handmassage, müde Hände wieder fit machen kann. Lernen Sie auch Bernhard kennen, den „Handyman“, der im Lauf der Zeit schon viele verschiedene Arten von Handys gesammelt hat.

Als Medium war der Computer vorgesehen, man konnte also mit Bildern, Texten, aufgenommen Audiodateien und auch mit Videos arbeiten. Die Werkgruppe ist dafür gut ausgestattet: es gibt dort Computer, digitale Kameras und Aufzeichnungsgeräte für Videos und Audios.

Die einzelnen Projekte liefen jeweils einige Monate lang. So lange dauerte es von einer Idee bis zu einer fertigen Geschichte, die man sich dann am Computer ansehen kann. Die einzelnen Schritte waren:

Ideenfindung und Entscheidung

Dabei ging es einmal darum in der Gruppe und allein darüber nachzudenken, welche Projektideen von Interesse sind. Die gemeinsame Diskussion ist nicht nur ein kreativer Prozess, sondern macht auch gewaltig Spaß. Bei Personen, die sich nicht selbst artikulieren können, ist es wichtig, dass sich die betreuenden Mitarbeiter gut in sie hineinversetzten versuchen. Was gefällt ihnen, was motiviert sie, was sind ihre Lieblingsbeschäftigungen?
Letztendlich muss man dann eine Entscheidung treffen, wichtig dabei ist die Originalität aber auch die Realisierbarkeit der Idee.

Drehbuch

Dann gilt es eine Art Drehbuch zu schreiben: wie lange ist die Geschichte, aus wie vielen und welchen Bildern besteht die Story, welche Beschreibungen sind notwendig, wo kann man die Bilder hernehmen, gibt es einen Gag,…?

Multi-Media Projekte - Nov. 2012

Bilder, Texte, Audios erstellen

Dann geht es um die Umsetzung: konkrete Texte und Fotos müssen erstellt werden. Meist das lustigste aber auch das schwierigste, weil man hier an viele Details denken muss wie Kleidung, Hintergrund, Gesichtsausdruck. Sind die MitarbeiterInnen selber auf dem Foto, so soll natürlich z. B. der Gesichtsausdruck zum notwendigen Ausdruck der Geschichte passen: schauspielerische Fähigkeiten sind gefragt!

Bearbeiten und Zusammenstellen

Hat man alle Inhalte gesammelt, so werden diese bearbeitet (etwa die Hintergründe der Fotos freigestellt um die Bilder klarer zu gestalten) und zusammengestellt – in diesem Fall mit dem LIFEtool Programm KlickTool Literacy AAC. Mit dem kostenlosen Download steht Ihnen das Programm 14 Tage zur Verfügung und Sie können sich alle Geschichten aus der EDV Werkstätte Hagenberg anschauen.

Man kann dies aber auch – etwas weniger komfortabel - mit MS Powerpoint machen. Bei der „fertigen“ Bildgeschichte sind vielleicht noch Änderungen erwünscht, die mittels Computer ja leicht zu machen sind

Bücher mit persönlichem Inhalt und einfachen Texten motivieren besonders. Entweder stellen Sie Fotos der NutzerInnen zu einer kleinen Geschichte zusammen, oder es wird ein spezieller Handlungsablauf fotografisch festhalten. Solche Social Stories beschreiben in kurzen Geschichten eine Situation, einen Zusammenhang oder eine soziale Verhaltensweise, welche für die Person von Bedeutung ist. (zB Beim Essen sitzen bleiben und nicht herumlaufen)

Bildgeschichten

gemeinsam ansehen – weitergeben – als Ausdruck seiner selbst sehen

Hier die Bildgeschichte: Hans geht einkaufen

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