"Kann man das 'Vogi' essen?"

Wie Brigitte gelernt hat eine Computermaus zu bedienen

Wie Brigitte gelernt hat, eine Computermaus zu bedienen Brigitte ist 64 Jahre alt und wohnt in einem Altenwohn- und Pflegeheim in Kärnten. Hier gibt es einen besonderen Förderschwerpunkt für Menschen mit Behinderung. Für Brigitte – die mit dem Down-Syndrom lebt – bedeutet das, dass hier auf ihre besonderen Bedürfnisse Rücksicht genommen werden kann. Zu Brigittes absoluten Lieblingsbeschäftigungen zählt die Pause. Da gibt es dann oft eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen. Brigitte interessiert sich aber generell sehr für die Essbarkeit von verschiedensten Dingen. Tiere sind da auch keine Ausnahme. Die Devise lautet: „Das ist ein …, kann man … essen?“ Diese Fragen haben alle in Brigittes Umfeld lieb gewonnen.

Betreuerin Hannah hat die ambitionierte Idee, die Bewohnerinnen und Bewohner mit Fördersoftware nicht nur zu unterhalten, sondern gezielt Fähigkeiten zu trainieren, sodass diese erhalten bleiben. Für Brigitte bedeutet das, dass sie am Computer arbeitet. Das erste Mal in 64 Jahren! Doch wie soll sie Puzzleteile über den Bildschirm bewegen oder Paare in den Übungsaufgaben anklicken, ohne den Umgang mit der Maus gelernt zu haben? Mit dem Finger auf die richtige Antwort zu zeigen ist ja kein Problem, was es aber mit dem Pfeil am Monitor auf sich hat, will erst gelernt werden.

Erster Lernschritt ist also die Auswahl eines Mausersatzgerätes. Brigitte sucht sich in der LIFEtool Beratungsstelle in Treffen den BIGtrack Trackball aus. Die Farben gefallen ihr, und das Gerät bleibt auch immer an einer Stelle stehen. Für den Anfang ist das für Brigitte eine sehr gute Lösung. Kaum an den PC angeschlossen wird schnell klar, dass sie noch ein zusätzliches Lernprogramm benötigt. Nachdem Brigitte mit einem adaptierten Spielzeugpinguin gespielt hat – und auch mehrmals fragt, ob man das „Vogi“ essen kann – wird klar, dass CatchMe 2.0 als Mauslernprogramm einen Versuch wert ist. Gesagt, getan! Brigitte versucht Bienchen zu Blümchen,

Zündhölzer zu Kerzen oder Bälle zu Seehunden zu führen. Immerhin rollt sie die Kugel des Trackballs, aber wirkliches Interesse für das Geschehen am Bildschirm ist noch nicht erkennbar. Hm, was nun? Na klar! Es liegt doch auf der Hand. Brigitte bekommt ein großes Bild von einem Huhn als Mauszeiger, und ein Kornfeld als Ziel eingestellt. So wie sie das „Vogi“ am Bildschirm erblickt, ist sie sofort davon gefesselt. Auf die Anweisung eine Runde zu „fliegen“, dreht sie an der Kugel des Trackballs – und damit mit dem Huhn – sofort Runden um das Kornfeld.

Irgendwann wird auch die beste Henne hungrig und muss gefüttert werden. Nach entsprechendem Hinweis werden die Kreise immer kleiner und Brigitte „landet“ zielsicher beim Kornfeld. Mit der „füttern“ Maustaste bekommt das „Vogi“ auch wieder Kraft für eine nächste Runde. Nach einigen Übungssitzungen konnte Brigitte vom Trackball auf eine normale Maus wechseln und landet mittlerweile zielsicher deckungsgleich auf dem nun fingernagelgroßen Zielobjekt des Übungsprogramms. Mit dieser neuen Fähigkeit sind nun Fragen wie „zeig mir das Huhn“ oder „wo ist das Dreieck“ auch mit der Maus beantwortbar geworden. Die neue Fähigkeit zur Bedienung einer Maus motiviert Brigitte sehr, da sie – so wie andere Bewohnerinnen und Bewohner ihres Heims auch – am Computer arbeiten kann. Mit Freude beschäftigt sie sich nun mit Rechen- oder Leselernprogrammen. Absoluter Favorit sind aber Programme, in deren Übungen „Vogis“ vorkommen.