Liam, ein Hoffnungsträger der Generation Alpha
Der 12-Jährige nutzt eine Augensteuerung zum Sprechen, für die Schule und auch zum ComputerspielenLiam Weingartner nutzt Augensteuerung für den PC sowie ein Sprachausgabeprogramm. Und das schon seit er 2 1/2 Jahre alt ist. Damit hat der mittlerweile 12-Jährige nicht nur Sprechen sowie Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen erlernt; mit der Augensteuerung kann er auch ferngesteuerte Autos lenken oder Computerspiele spielen. Er selbst erzählt von sich: Am Computer spiele ich am liebsten 'Need for Speed", weil ich schnelle Autos mag und driften kann. Der Computer gibt mir nämlich meine Superkraft. Ich will später mal bei LIFEtool arbeiten und dort Software entwickeln. Eine erfolgreiche Karriere als YouTube Influencer wäre auch toll.“
Erfahren Sie mehr über Liam und die Thematik Barrierefreies Computerspielen für ALLE, im Artikel von LIFEtool Geschäftsführer für die Zeitschrift Unterstützte Kommunikation. Hier vorab ein Auszug.
Liam ist im Jahr 2010 zur Welt gekommen, das Jahr, indem auch das iPad seinen Markteinzug gehalten und insbesondere die Unterstützte Kommunikation für Menschen mit schwer verständlicher, begrenzter oder fehlender Lautsprache nachhaltig verändert hat.
Gemäß Wikipedia gehört Liam der Generation Alpha (geboren zwischen 2010 und 2025) an, in der smarte Geräte, Social Media sowie Gaming ganz selbstverständlich zum Lebensalltag dazugehören und auch die Eltern aktive Nutzer:innen derselben sind.
Als Folge von Geburtskomplikationen mit Athetose diagnostiziert, hat Liam dank einer umsichtigen Frühförderung und seiner technikaffinen Eltern bereits mit 2,5 Jahren einen Computer mit Augensteuerung erhalten. Damit hat er sämtliche Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben, Sprechen und Rechnen, aber auch das Programmieren und Musizieren, gelernt. Nach nunmehr 10 Jahren ist Liam ein virtuoser und wortgewandter Anwender seiner (selbst bezeichneten) „Superkraft“ und noch lange nicht am Ende seiner Möglichkeiten angelangt.
Denn wenn erst die Reifen qualmen, der Motor aufheult, das Chrom seines Boliden in der virtuellen Sonneglänzt und er auf der Rennstrecke mit 260km/h zum Überholen ansetzt, ist der 12-jährige Benzinbruder so richtig in seinem Element. Liam liebt es, mit seiner Augensteuerung in Computerspielen Gas zu geben, die physischen Grenzen der realen Welt hinter sich zu lassen und einzutauchen in die beinahe unbegrenzten Möglichkeiten virtueller und digitaler Computerspiele. So ist auch nicht verwunderlich, dass sein Tablet-PC mit Augensteuerung längst nicht mehr nur ein Kommunikationsgerät für Liam ist. Er wechselt buchstäblich in wenigen Augenblicken von der Kommunikations-App zu einer Anwendung, mit der die von seinem Vater gebauten Lego-Technik Autos durch das Haus flitzen oder eine Drohne steigen lassen kann. Da Liam allerdings auch ein hervorragender Schüler mit tollen Bildungsaussichten ist, werden ihm beim Zocken, wie unzähligen anderen Kinder in seinem Alter auch, Grenzen gesetzt. Zuerst die Hausaufgaben erledigen, dann erst darf er Computerspiele spielen oder You-Tube schauen.
Als Kind der Generation Alpha und als „digitaler Eingeborener“ verfügt Liam über eine stetig wachsende Anwendererfahrung, sowohl in der realen als auch in der digitalen Welt, welche ihm die Chance eröffnet, Freundschaften zu schließen und als Vorbild für Gamer:innen in aller Welt erfolgreich zu sein.
Wordrap mit Liam Weingarter (LW) von David Hofer (DH)
DH: Seit wann spielst du Computerspiele?
LW: Seit ich im Alter von ca. 3 Jahren meinen ersten Tobii bekommen habe.
DH: Spielst du lieber allein oder mit anderen gemeinsam
Computerspiele?
LW: Am Tablet spiele ich immer allein, aber auf der Xbox spiele ich am liebsten mit anderen.
DH: Welche Technologien verwendest du, um Computerspiele
spielen können?
LW: Am Tablet verwende ich die Augensteuerung und für fast jede Konsole verwende ich den Xbox Adaptive Controller mit den Logitech Buttons auf meiner Kopfstütze.
DH: Was ist dein liebstes Computerspiel und warum?
LW: Meine Lieblingsspiele sind Need for Speed: Heat und Forza Horizon 5 auf der Xbox. Das spiele ich gerne, weil ich schnelle Autos mag und driften kann.
DH: Was sind deine zwei Top-Berufswünsche?
LW: Mein Berufswunsch ist später mal für LIFEtool arbeiten bei der Entwicklung von Software, Vorstellung von Produkten und Kunden Beratungen. Eine erfolgreiche Karriere als Youtube-Influencer wäre auch toll.
Langsam nimmt die Gaming-Industrie immer stärker Menschen mit Behinderung als Zielgruppe wahr. Das liegt nicht zuletzt an Menschen wie Liam Weingartner, Melanie Eilert oder Victor von Tobii-Dynavox, die sich an allen digitalen Ecken und Enden für barrierefreies Gaming einsetzen. Denn nur wenn alle Menschen mit und ohne Behinderung barrierefrei Computerspiele spielen können, haben wir gewonnen.
Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des von Loeper Literaturverlags, Karlsruhe und erscheint Mitte Dezember 2022 in der Zeitschrift Unterstützte Kommunikation