03.09.2020

LIFEtool Beratung während der Corona-Krise

Niemand darf ohne Stimme bleiben!
Collage: LIFEtool Beraterin Romana Malzer beim Video-Schneiden, #FreDi Quick-Tipp und Online-Beratung

Die Corona-Krise verdeutlicht einmal mehr: Niemand darf ohne Stimme bleiben! Und: Unterstützte Kommunikation in Krisenzeiten ist wichtig für Kinder und Eltern sowie die BetreuerInnen in den Einrichtungen.

„Distance Learning“ erforderte mehr Kommunikation zuhause
Während der Zeit des Lock-Downs waren viele von den LIFEtool Beratungs-KlientInnen zu Hause bei ihren Eltern; auch viele Werkstätten für Menschen mit Behinderung wurden in dieser Zeit geschlossen – sehr schnell wurde uns klar: Wenn alle zuhause sind, brauchen Familien mehr Unterstützung.

LIFEtool Beraterin Romana Malzer bringt es auf den Punkt: Mehr, andere und intensivere Kommunikation ist entstanden

„Zuerst habe ich gedacht: So, jetzt drehen wir alles ab und gehen nach Hause. Nach einem Schreckensmoment sind unsere Ideenspeicher jedoch förmlich explodiert. Meine KollegInnen und ich begannen damit, Erklär-Videos zu Themen der Unterstützten Kommunikation zu drehen und auf Social Media zu verbreiten. Die Videos kamen gut an, die Nachfrage stieg von Tag zu Tag.
Viele Eltern und Betreuerinnen und Betreuer haben uns buchstäblich mit Fragen gelöchert, die sie sich bisher nicht gestellt haben – weil sie nicht mussten. Kommunikation wird nämlich mitunter in einem anderen Teil des Umfeldes gefördert. Vielleicht lebte die betroffene Person vor Corona in einer Wohneinrichtung und war tagsüber in einer Fördereinrichtung oder Werkstätte. Nun hat sich die Situation geändert und die Betroffenen verbrachten die ganze Woche in einer Wohneinrichtung oder wurden von den Eltern nach Hause geholt. Die Kommunikationsförderung musste nun dort stattfinden.
Videoanleitungen, schnell mit Smartphone erstellt und über Social Media Kanäle verschickt, haben oft ganz unmittelbar Fragen geklärt und damit den Alltag in den Familien und Einrichtungen erleichtert. Das bestätigten uns die vielen positiven Rückmeldungen. Auch das Angebot der Online-Schulungen wurde gerne angenommen, weil Anfahrtswege entfallen und die Termine mit geringem Aufwand zustande kamen.
Diese neue Situation war für manche Betreuungspersonen anstrengend, aber es passierte auch etwas ganz Großartiges: Die Förderung war mit einem Schlag nicht mehr auf einen Bereich beschränkt. Und das bedeutet auch: Man kommuniziert mehr, anders und intensiver miteinander.“

Online-Beratung und ihre Grenzen
Wenn Routinen im Alltag wegfallen, bedeutet das mehr Kommunikation. Vieles muss neu ausgemacht und verhandelt werden. Und das bringt für Eltern von Kindern, die auf Unterstützte Kommunikation angewiesen sind, und für BetreuerInnen in Wohngruppen viele neue Fragen mit sich. Dazu gehören Fragen wie: Wie können wir gemeinsam ein digitales Bilderbuch machen? Wie können wir das Programm von der Schule zu Hause installieren? Viele positive Rückmeldungen bestätigen, dass Online-Beratung gut gelungen ist und viele Eltern merken, dass die Bedienung der Hilfsmittel gar nicht so schwierig ist und sie gemeinsam mit den Kindern etwas Neues lernen konnten.

Assistierenden Technologien sind mittlerweile sehr nutzerfreundlich. Sind sie einmal angeschafft, geht es vor allem darum, es einfach auszuprobieren. Aber es ist auch klar: Videos und Online-Beratungen ersetzen keinen persönlichen Kontakt und Austausch. Vor allem, wenn man beginnt, eine neue Technologie zur Unterstützten Kommunikation zu verwenden. Das erste Mal braucht viel Übung. Am besten lernen wir eben am „Modell“ in der LIFEtool Beratung, also indem wir einander vormachen, wie es geht.

DANKE!
Unsere langjährigen Förderer und UnterstützerInnen wie der VERBUND-Empowerment Fund der Diakonie, Land Oberösterreich und Licht-ins-Dunkel sind uns in dieser Zeit zur Seite gestanden, sodass es den LIFEtool MitarbeiterInnen mit großem Engagement gelungen ist, den Kontakt zu den KlientInnen die ganze Zeit über aufrecht zu erhalten und den „Kommunikations-Draht zu den Betroffen zum Glühen zu bringen.
Zwischen Mitte März und Mai 2020 entstanden 35 Erklär-Videos und Video-Tipps, auf Facebook wurde „FreDi“ – Quick-Tipps für die Unterstützte Kommunikation eingerichtet und die LIFEtool BeraterInnen standen für die Anfragen mit Online-Beratungen und Online-Schulungen zur Verfügung.