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A

AAC (Augmentative and Alternative Communication)

Für diese englischsprachige Bezeichnung hat sich im deutschen Sprachraum inzwischen der Begriff =>Unterstützte Kommunikation etabliert. Mögliche, aber heute nicht mehr gängige Bezeichnungen für AAC sind augmentative und alternative Kommunikation, =>alternative Kommunikation, =>augmentative Kommunikation, lautsprachersetzende und lautsprachergänzende Kommunikation.

Abée de l'Epée

Charles-Michel de l’Epée (1712 – 1789) führte den Unterricht mit Gebärden in die Gehörlosenpädagogik ein („französische Methode“). Sein Nachfolger, Roch-Ambroise Cucurron Sicard, lehrte den Amerikaner Edward Gallaudet diese Methode. Gallaudet reiste später zusammen mit Laurent Clerc, einem der gehörlosen Schüler des Abée de l'Epées, zurück in die USA und gründete dort eine Schule für gehörlose Kinder.

 

Ablaufplan

Ereignisse/Aktivitäten im Tageslauf (resp. im Wochenlauf etc.) oder auch während einer Routine wie Morgenhygiene oder Tischdecken werden durch =>grafische Symbole oder =>Objektsymbole repräsentiert und so auf einer Oberfläche – etwa einer Tafel oder einem Regal – angeordnet, dass die Struktur der Ereignisse/Aktivitäten deutlich wird. Der Nutzer kann dann ablesen, welche Aktivität wann vorgesehen ist bzw. welche Handlungen von ihm erwartet werden. Ablaufpläne helfen, zeitliche Abfolgen und Erwartungen (Was soll wann geschehen?) besser zu verstehen und sich dadurch auf Situationen besser einstellen zu können. Sie helfen auch, Handlungsfolgen besser nachvollziehen zu können, um einzelne Schritte selbstständiger zu bewältigen. Im =>TEACCH-Ansatz wird viel mit Ablaufplänen gearbeitet.

abstrakte Symbole

sind in der Terminologie der Unterstützten Kommunikation =>Symbole, die eher =>opak und/oder eher =>arbiträr und/oder eher detailarm sind. In manchen Publikationen werden mit dem Terminus auch Symbole bezeichnet, die für einen abstrakten Begriff stehen. Da der Begriff „abstrakt“ also im Kontext Unterstützter Kommunikation nicht eindeutig gebraucht wird, sollte im Einzelfall angegeben werden, was genau damit gemeint ist.

ACA

=> Affective Communication Assessment

Affective Communication Assessment  (ACA)

Diagnostikverfahren für Personen, die nur oder vorwiegend nichtintentional kommunizieren. Durch systematische Beobachtung wird erfasst, welche Vorlieben und Abneigungen eine Person hat und wie sie diese ausdrückt. Auf Grundlage dieser Daten wird unter anderem festgelegt, wie auf Äußerungen der Person so reagiert werden kann, dass die Intentionalität der Äußerung weiter entwickelt wird.

Agraphie

(auch Agrafie), ist ähnlich der =>Dysgraphie eine erworbene, neurologisch bedingte Störung des Schreibens.

Aktivierungsfeedback

Rückmeldung darüber, dass ein Feld auf einer Kommunikationshilfe erfolgreich angesteuert worden ist. Beispielsweise leuchtet ein Lichtpunkt auf oder es ertönt ein Klick. Das Aktivierungsfeedback informiert darüber, dass eine Auswahl aus dem Symbolrepertoire getroffen wurde, aber nicht darüber, welche Auswahl getroffen wurde. =>Feedbackarten

akustisches Scanning

anderes Wort für =>auditives Scanning

Alexie

schwerste Form der =>Dyslexie

alphanumerische Kodierung

=>Kodierung durch die Zuordnung von Buchstaben und/oder Ziffern zu einzelnen Symbolgruppen bzw. Symbolen. Beispielsweise kann die dritte Äußerung in Spalte E einer Kommunikationstafel durch „E3“ kodiert werden.

alternative Kommunikation

ist eine andere Bezeichnung für =>Unterstützte Kommunikation. Sie bezieht sich auf die Kommunikation von Personen mit alternativen Kommunikationsformen (in Situationen, in denen normalerweise Lautsprache verwendet würde). Der Begriff betont, dass Lautsprache durch andere  Kommunikationsformen ersetzt wird. Er wird im deutschsprachigen Bereich meist in der Kombination „augmentative und alternative Kommunikation“ gebraucht, kommt jedoch auch einzeln vor. vgl. =>augmentative Kommunikation

alternative Kommunikationsform

bedeutet im Kontext Unterstützter Kommunikation, dass die Kommunikationsform nicht lautsprachlich ist.

alternativsprachliche Gruppe

Von Stephen von Tetzchner eingeführter Begriff zur Differenzierung der Zielgruppen für UK. Personen, die zur alternativsprachlichen Gruppe gehören, brauchen ein alternatives Symbolsystem nicht nur zur Unterstützung des Sprachausdrucks, sondern auch zur Unterstützung des Sprachverständnisses. =>augmentativsprachliche Gruppe, =>expressivsprachliche Gruppe

alternatives Symbolsystem

zur Lautsprache alternatives =>Symbolsystem, z.B. Bliss. Der Begriff „alternative Symbolsammlung“ ist nicht gebräuchlich, d.h. der Begriff „alternatives Symbolsystem“ wird als Oberbegriff sowohl für =>Symbolsysteme als auch für =>Symbolsammlungen gebraucht.

Alternativenübersichten (Contingency Maps)

auch: Alternativenpläne, Konsequenzpläne, Verhaltenspläne. Alternativenübersichten zeigen mit Hilfe von Symbolen und Text, welche Folgen zwei verschiedene Verhaltensweisen in einer bestimmten Situation haben. Sie werden zum Abbau unerwünschter Verhaltensweisen eingesetzt, so dass als eine Alternative das unerwünschte Verhalten und als zweite Alternative ein erwünschtes Verhalten mit den jeweiligen Konsequenzen dargestellt werden. Um tatsächlich eine Verhaltensänderung zu bewirken, ist entscheidend, dass für die Person das erwünschte Verhalten tatsächlich zu einer positiven Konsequenz führt und sie dieses mit Hilfe der Alternativenübersicht tatsächlich antizipieren kann.

analoge Kodierung

Räumlich und/oder zeitlich kontinuierliche Signale werden Ausprägungen von Merkmalen so zugeordnet, dass der Wert des Signals proportional zur Ausprägung des Merkmals ist =>digitale Kodierung

analoge Kommunikation

Kommunikation mit analogen Kodes, z.B. durch Körpersprache, Mimik, Gestik, Tonfall. Nach Paul Watzlawick wird mit analoger Kommunikation der Beziehungsaspekt einer Mitteilung übermittelt. =>digitale Kommunikation

Anarthrie

schwerste Form der =>Dysarthrie

Angelman-Syndrom

chromosomal bedingte Behinderung, unter anderem gekennzeichnet durch Hyperaktivität, geistige Behinderung und unzureichende Entwicklung der aktiven Lautsprache. Das Sprachverständnis ist ebenfalls beeinträchtigt, aber nicht so stark wie die Sprachproduktion.

Ansagescanning

anderes Wort für =>auditives Scanning

Ansteuerungshilfen

anderes Wort für =>Selektionshilfen

Anwender

nennt man manchmal die Personen, die mit Unterstützter Kommunikation kommunizieren. Der Begriff ist zweideutig, da er sich zum einen auf alle beteiligten Kommunikationspartner beziehen kann, meist aber nur zur Bezeichnung der kommunikationsbeeinträchtigten Personen in der unterstützten Kommunikationssituation verwendet wird. Heutzutage wird stattdessen von =>Nutzern oder von „unterstützt Sprechenden“ gesprochen.

Aphasie

ist eine Sprachstörung infolge einer Hirnschädigung nach abgeschlossenem Spracherwerb, beispielsweise durch einen Schlaganfall. Gestört sein kann die Sprachproduktion und das Sprachverständnis auf den verschiedenen Ebenen der=>linguistischen Kompetenz. Meistens, jedoch nicht zwangsläufig, treten gleichzeitig Störungen der Schriftsprache (=>Dysgraphie, =>Dyslexie) auf.

Apraxie

schwerste Form der =>Dyspraxie

arbiträre Symbole

siehe =>Arbitrarität

Arbitrarität

Im Zusammenhang mit der =>Ikonizität von Symbolen geläufiger Begriff, der den Grad der willkürlichen Festlegung eines Symbols für eine bestimmte Bedeutung bezeichnet. Ist ein Symbol arbiträr, so lässt sich seine Bedeutung nicht spontan erraten, da kein Zusammenhang zwischen dem Aussehen des Symbols und seiner Bedeutung besteht.

ASS

Autismusspektrumstörung. =>Autismus

assistive technology (AT)

Fachgebiet, das sich teilweise (z.B. Anpassung elektronischer Hilfen) mit dem Fachgebiet der Unterstützten Kommunikation überschneidet. Assistive technology beschäftigt sich mit der Anpassung technischer Hilfen zur Kompensation von Behinderung.

AT

=>assistive technology

Attachment

Bindung des Kindes an die Betreuungsperson. Attachment entsteht der Bindungstheorie von Bowlby und Ainsworth zufolge dadurch, dass das Kind und die betreuende Person über einen längeren Zeitraum wiederholt Phasen des =>Attunements durchleben.

Attunement

wechselseitige gefühlsmäßige Einstimmung zweier Partner („Gleichklang“). Die frühe Mutter-Kind-Interaktion zielt auf Attunement, nicht auf die Information über Ereignisse. Die Mutter greift Verhaltensweisen und Stimmungen des Kindes auf und spiegelt diese; sie beruhigt oder verstärkt das Verhalten des Kindes (Baby-Talk). Attunement (eine spezielle Interaktionssituation) führt langfristig zu Attachment (eine überdauernde Einstellung zu einer Person). =>Intersubjektivität

auditives Scanning

auch: akustisches =>Scanning, Ansagescanning, Vorhersagescanning. Der Benutzer oder die Benutzerin bekommt die zur Verfügung stehenden Symbole lautsprachlich angesagt (z.B. über Kopfhörer oder durch eine assistierende Person) und signalisiert seine bzw. ihre Auswahl durch ein Signal, z.B. das Drücken einer Taste. Auditives Scanning ist eine Möglichkeit der Symbolansteuerung für Menschen mit Sehbehinderung, wird aber auch oft spontan in Kommunikationssituationen eingesetzt, in denen visuelle Symbole nicht zur Hand sind. =>Partnerscanning

Augensteuerung

im Kontext Unterstützter Kommunikation: Ansteuerung einer Kommunikationshilfe durch Bewegungen der Augen. Die einfachste Form ist die Registration der Augenbewegungen durch den Partner, wobei diverse Hilfsmittel – beispielsweise durchsichtige Scheiben mit aufgedruckten Symbolen – eingesetzt werden können. Leistungsfähiger – und auch personenunabhängiger – ist die Augensteuerung mittels einer elektronischen Hilfe: Kameras oder anderen Messinstrumente erfassen die Augenbewegungen, anschließend setzt eine Software die Messdaten in eine visuelle und/oder auditive Ausgabe um.

augmentative Kommunikation

ist eine andere Bezeichnung für =>Unterstützte Kommunikation. Der Begriff betont, dass Lautsprache durch andere – lautsprachersetzende – Kommunikationsformen ergänzt/erweitert wird sowie dass der Lautspracherwerb unterstützt (augmented) wird.=>alternative Kommunikation

augmentativsprachliche Gruppe

Von Stephen von Tetzchner eingeführter Begriff zur Differenzierung der Zielgruppen für UK. Personen, die zur augmentativsprachlichen Gruppe gehören, brauchen ein alternatives Symbolsystem ergänzend zur Lautsprache, z.B. während der kindlichen Entwicklung (oft bei Menschen mit Down-Syndrom) oder nur in bestimmten Situationen (z.B. mit unvertrauten Kommunikationspartnern). =>alternativsprachliche Gruppe, =>expressivsprachliche Gruppe

Autismus, Autismusspektrumstörung

Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, gekennzeichnet durch Beeinträchtigungen der sozialen Interaktion, der Kommunikation und der Interessenvielfalt. Beim sog. frühkindlichen Autismus (Kannersyndrom) entwickelt sich die Lautsprache nicht oder nur stark verzögert. Im Unterschied dazu verfügen Menschen mit Aspergersyndrom über aktive Lautsprache, wobei die Kommunikation aufgrund von Problemen im sachgerechten Einsatz der Lautsprache und Schwierigkeiten in der nonverbalen Kommunikation dennoch beeinträchtigt ist. Heute spricht man vorzugsweise von einer Autismusspektrumstörung (ASS), da man davon ausgeht, dass sich die verschiedenen Autismusformen wie Kannersyndrom und Aspergersyndrom eher quantitativ (Schwere der autistischen Beeinträchtigung) als qualitativ (Art der Beeinträchtigung) unterscheiden.