Wozu kommunizieren?

Viele Menschen, die nie in ihrem Leben Erfahrungen mit Sprache und/oder Kommunikation gemacht haben, weil sie nicht sprechen können und auch keine alternativen Kommunikationsmöglichkeiten hatten, kennen die vielfältigen Funktionen von Kommunikation nicht.

Sie wissen nicht, wie viel Spaß man damit haben kann und wie sie damit soziale Beziehungen aufbauen und ordnen können. Sie haben sich ihr Leben vielleicht so eingerichtet, dass sie mit wenigen Interaktionen auskommen.

Kommt nun eine Therapeutin, die mittels UK die Kommunikationsmöglichkeiten erweitern möchte, wird das nicht immer verstanden oder genutzt. Möglicherweise lernt die Person, wie man einen BigMack drückt, auf Symbole zeigt oder einen GoTalk bedient.

Jedoch stellt sich irgendwann die Frage – ist das denn Kommunikation, wenn sie seine Freizeitaktivitäten über den GoTalk auswählt oder sich Lieder im Morgenkreis aussuchen kann? Gibt es denn da nicht noch mehr? Wozu nutzen wir Sprechenden die Kommunikation? Diesmal also wieder ein bisschen Theorie zur Kommunikation. Es geht um „Kommunikationsfunktionen“, das heißt, es geht um die Frage: wozu setzen wir Sprache ein?

Hier eine unvollständige Liste von Kommunikationsfunktionen:

  • Gefühle zeigen
  • Freude teilen
  • Schmerzen zeigen
  • Aufmerksamkeit erregen
  • Etwas erzählen
  • Etwas fordern
  • Informationen austauschen
  • Hilfe fordern
  • Fragen
  • Zustimmen
  • Ablehnen
  • Auswählen/entscheiden
  • Pause fordern

Um jemanden schrittweise klar zu machen, wozu er Sprache einsetzen kann, ist es wichtig, mehrere dieser Funktionen und ihren Sinn zu vermitteln. Dazu ist es oft nötig, spezielle Situationen im Alltag zu schaffen, in denen einzelne Funktionen trainiert werden. Im UK-Tipp für Jänner 09 wurden bereits Möglichkeiten aufgezeigt, wie man die Funktion „Auswählen“ in verschiedenen Situationen üben kann. Diesmal widmen wir uns der Funktion „Etwas fordern“ (Diese Funktion kann mit der Methode PECS sehr gut geübt werden, weitere Informationen über PECS finden Sie hier.)

Bild: Fußball

Dafür ist es wichtig, etwas zu finden, das die nichtsprechende Person grundsätzlich mag. Das könnte sein: etwas Bestimmtes zu essen/trinken, Massage (mit einem Massagestab, Öl,..), Ballspielen, Gitarrespielen. Dieser Gegenstand oder diese Tätigkeit wird mit einem Foto/einem Symbol dargestellt.

Bild: Symbol für mitspielen

Dieses Symbol kann alleine verwendet werden oder auf einem BigMack/Step-by-Step/SuperTalker oder anderem Sprachausgabegerät angebracht werden, gemeinsam mit der mit der Aussage: „ Ich möchte Ballspielen!“. In einer möglichst ruhigen Situation wird nun z.B. der Ball präsentiert oder damit gespielt, allerdings nicht mit der nichtsprechenden Person. Diese soll ja lernen, Kommunikationshilfsmittel einzusetzen und ihre Wünsche zu äußern. Eine weitere Person kann der nichtsprechenden Person anfangs helfen, das Sprachausgabegeräte zu drücken oder die Symbolkarte zu überreichen. Erst dann darf auch sie mitspielen.

Das mag etwas hart klingen und die Situationen sind vielleicht etwas künstlich, aber so ist es möglich, das, was uns selbstverständlich ist, in kleinen, klaren Schritten zu lernen!  

Viel Spaß wünscht

Irmgard Steininger

Die PCS-Symbole dürfen wir mit freundlicher Genehmigung von Mayer-Johnson/Dynavox verwenden und unterliegen dem Copyrightbestimmungen  ©1981–2013 von Mayer-Johnson LLC.