Forschungsergebnisse zur UK und Lautsprache

Diesmal etwas Wissenschaft im Tipp zur Unterstützten Kommunikation!

Oftmals kommen von Eltern, Logopädinnen und anderen beteiligten Personen folgende Gegenargumente, wenn es darum geht, Gebärden, Symbolkarten und vor allem Sprachausgabegeräte (SAGE) einzusetzen, um die Kommunikation eines Kindes zu unterstützen:

  • UK hält die Kinder vom Sprechen ab
  • die Einführung von UK bedeutet, dass der Spracherwerb aufgegeben worden ist
  • UK wird eine Krücke; das Kind wird sich nicht mehr anstrengen, selbst zu sprechen, sondern aus Bequemlichkeit nur mehr das SAGE verwenden
  • Das Kind ist zu jung für UK, oder es ist zu früh, bereits mit UK anzufangen; es sollte mehr Chancen bekommen, zuerst die Sprache zu entdecken
  • oder bei Erwachsenen: die Person ist zu alt, es ist zu spät  

Natürlich sind die Bedenken verständlich – wer möchte nicht gerne am liebsten sein Kind mit der eigenen Stimme sprechen hören! Verschiedene renommierte Forschungsergebnisse weisen allerdings diese Befürchtungen als unbegründet zurück.

Beispielsweise kam die Studie von Miller, Light und Schlosser, veröffentlicht im Jahr 2006, zu erfreulichen Ergebnissen. Sie untersuchten die Sprachproduktion von Kindern mit Autismus sowie tiefgreifenden Entwicklungsstörungen vor, während und nach Interventionen durch UK. Ihre Ergebnisse:

  • Zunahme der Sprachproduktion: 89%
  • Keine Veränderung in der Sprachpro0duktion: 11%
  • Abnahme der Sprachproduktion: 0%

Für den deutschen Sprachraum wird an der Universität Köln zu diesem Thema geforscht. Stefanie Sachse und Jens Boenisch machten mittels Fragebögen eine Untersuchung zur oben erwähnten von Menschen, bei denen UK eingesetzt wird: Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit unterschiedlichen Behinderungen, wobei 80 % davon cerebrale Bewegungsstörungen aufwiesen.

Das Ergebnis: in der Regel wirkt sich der Einsatz von UK positiv auf alle körpereigenen Kommunikationsformen aus, also auf Sprache, Gestik, Mimik oder Zeigen. Einige weitere Daten:

  • 13 der ausgewerteten 36 Personen haben durch UK angefangen zu vokalisieren
  • 78 % der Personen, die schon vorher vokalisierten, verwenden Vokalisation nun häufiger
  • 6 Personen haben während der Förderung mit UK Sprechen gelernt, sogar eine erwachsene Person im Alter von 49 Jahren!
  • viele Personen haben neue, körpereigene Kommunikationsmodi entwickelt
  • nur bei 3% der Personen wurde laut Angaben eine geringfügige Verschlechterung der körpereigenen Kommunikationsfähigkeiten festgestellt  

Was können die Ursachen sein, dass sich Unterstützte Kommunikation auf die Sprache und andere Kommunikationsformen positiv auswirkt? Zuerst noch einmal zur Erklärung von Unterstützter Kommunikation (UK):

UK zielt auf die Unterstützung und Erleichterung von Kommunikation sprachlich beeinträchtigter Personen unter Einbeziehung aller verschiedenen Kommunikationsformen. Sprache wird entweder unterstützt oder durch andere Formen ersetzt. Die Verbesserung der Lautsprache ist kein primäres Ziel, aber ein willkommener Effekt. Sprachtherapie ist in einem ganzheitlichen Ansatz von Unterstützter Kommunikation enthalten und soll nicht ersetzt werden.

Blischak, Lombardino & Dyson (2003) sowie auch Boenisch/Sachse führen folgende mögliche Gründe an, warum sich Sprache oft durch UK (weiter-)entwickelt:

  • Kommunikationseffekte: die Beteiligung an Gesprächen wird erleichtert, Gespräche werden häufiger angefangen und es wird mehr reagiert
  • die Gesprächsanteile werden mehr und länger, die Spektrum der Themen wird größer
  • Motorische Effekte: Reduktion der körperlichen Anstrengung und weniger Druck zu sprechen durch alternative Möglichkeiten
  • Auditive Effekte: der unmittelbare sprachliche Ausdruck von Sprachausgabegeräten
  • die Koppelung von Symbolen /Schrift und Sprache
  • die immer gleiche Ausdrucksweise eines SAGE

Das alles führt zu einem besseren Sprachverständnis und fördert die so wichtige „innere Sprache“

Es gibt also keine wissenschaftlich fundierten Gründe, mit dem Einsatz von UK zu warten oder darauf zu verzichten, im Gegenteil eröffnet es viele neue Chancen, auch die Sprache zu fördern! Hier kann man eine Zusammenfassung der deutschsprachigen Studie nachlesen: http://www.sonderpaed-forum.de/thementext/korpereigene.htm

Viel Spaß wünscht

Irmgard Steininger

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