Mexx: „Mama, ruf den Weihnachtsmann an“

Am 16.4. ist der Internationale Tag der Stimme. Das möchten wir zum Anlass nehmen, einen jungen Mann vor den Vorhang zu holen, der keine Lautsprache  und somit auch keine Stimme besitzt. Dank moderner Hilfsmittel kann er sich aber ausdrücken.

Mexx ist 7 Jahre alt, kommt im Herbst in die Schule, liebt Apfelchips und hat im Kindergarten beste Freunde. Genauso aber gibt es Kinder, die er nicht so mag. Und all das kann Mexx auch selbst erzählen. Er kommuniziert über eine Augensteuerung, deren Bildschirm am Rollstuhl in seiner Augenhöhe montiert ist. Fixiert Mexx ein Symbol auf dem Bildschirm länger, übernimmt die Sprachausgabe über die Kommunikationssoftware das Sprechen. Seine LIFEtool-Beraterin Carina Bloder von LIFEtool Graz erklärt: „In den Einheiten üben wir den Umgang mit dem Gerät und fügen neue Wörter hinzu.“ Mexx verfügt bereits über ein großes Vokabular, das ständig wächst, z.B. sind Personen, Lebensmittel und wichtige Dinge seines Alltags eingespeichert und können von Mexx im Gespräch aktiviert werden.
Für Mexx ist die Augensteuerung ein großer Gewinn: Seine körperliche Einschränkung lässt die selbstständige Bedienung eines iPads mit Kommunikationssoftware nicht zu, er selbst spricht nur wenige und schwer verständliche Wörter. Über die Augensteuerung kann er selbstständig etwas erzählen, Entscheidungen treffen oder Gefühle äußern. Oder auch Aufforderungen anbringen: „‘Ruf den Weihnachtsmann an!‘, hat er uns im Herbst aufgetragen“, erzählt seine Mutter.
Carina Bloder verfolgt mit Mexx auch schon das nächste Ziel: Das Erlernen von Buchstaben, um das Lesenlernen anzubahnen. „Mittlerweile sind wir beim S angelangt“, erzählt sie, „und wenn er das S mit den Augen richtig ansteuert, darf er die Seifenblasenmaschine anwerfen.“ Wenn das keine Motivation ist!


Noch immer ein österreichweiter Rechtsanspruch ausständig

In Österreich gibt es rund 63.000 Personen mit Einschränkungen in der Lautsprache. Mithilfe von assistierenden Technologien können sie kommunizieren. Doch in Österreich gibt es bis heute weder einen Rechtsanspruch auf assistierende Technologien noch eine einheitliche Finanzierungshilfe auf unterstützte Kommunikation und assistierende Technologien.  

Die bürokratischen Hürden sind enorm. So sind Betroffene mit einem unübersichtlichen Dschungel an Formularen und Stellen, bei denen sie um Finanzierung ansuchen können, konfrontiert. Planmäßig hätte es mit Ende 2019 möglich sein sollen, den Antrag bei nur einer Stelle – einer sogenannten zentralen Anlaufstelle – einzubringen. Aufgrund der politischen Wechsel der letzten Jahre kam es jedoch noch immer nicht zur Umsetzung. Das Problem wird seit Jahren von Regierung zu Regierung ohne Lösung weitergereicht.  

Die Diakonie setzt sich nun seit über zehn Jahren gemeinsam mit LIFEtool und dem Verbund für den Rechtsanspruch auf assistierende Technologien und unterstützte Kommunikation ein. Es ist nun wirklich an der Zeit, dass die Politik und die öffentliche Hand ihre Verantwortung übernehmen.

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