Foto: Der Junge Sebastian mit seinem Kommunikationsgerät, das für ihn spricht - am Bildschirm steht: Armin ist super

„Ich gehe gerne in die Schule!“ Sebastian kann dank seines Sprachcomputers seine Freude anderen mitteilen und das ganz ohne eigene Lautsprache

Sebastian ist 12 Jahre alt und lebt mit seinem Zwillingsbruder Dominik und seinen Eltern in Seeboden am Millstättersee.  Er hat ein großes Faible für Traktoren, denn sein Papa ist Landmaschinenmechaniker und seine Großeltern haben einen Bauernhof. Dort gibt es für Sebastian viel zu entdecken.

Foto: Der Junge Sebastian mit seinem Kommunikationsgerät, das für ihn spricht.

Und noch etwas zeichnet den jungen Kärntner aus: er ist zielstrebig und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann macht er das auch. Sein größtes Ziel im Moment ist, dass er genau das auch lernen will, was seine Mitschüler lernen. Für Sebastian ist das eine große Herausforderung, denn anders als sein Zwillingsbruder Dominik kann er nicht bzw. für andere nur schwer verständlich sprechen. Ein gravierender Sauerstoffmangel während seiner Geburt schädigte Sebastians Muskulatur. Er kann Arm- und Beinbewegungen schwer selbst kontrollieren und auch sprachlich ist er schwer eingeschränkt ist, da auch die Zungenmuskulatur betroffen ist. Während seine Familie einen Weg gefunden hat, seine Sprache zu verstehen, können das seine Freunde und Mitschüler nicht.

Und Sebastian hat viel zu sagen! Damit das auch bei seiner Umwelt ankommt, verwendet Sebastian ein spezielles, tragbares Kommunikationsgerät für text- und symbolbasierte Kommunikation. Dieses Tor zur Welt der Sprache hat er bei der gemeinnützigen Beratungsstelle LIFEtool der Diakonie de La Tour in Treffen am Ossiacher See kennengelernt.

Dass die Anschaffung eines solchen Gerätes einem Spießroutenlauf gleichkommt, weiß Ulrike Santner, Sebastians Mutter zu berichten: „Nicht nur, dass wir zig verschiedene Stellen kontaktieren müssen; jedes Mal müssen wir auf’s Neue die gleichen Unterlagen vorlegen und Argumente liefern, warum Sebastian diesen Sprachcomputer braucht.“ Und dabei wäre es doch einfach: das Recht auf Kommunikation ist ein Menschenrecht und entsprechend der UN-Konvention umzusetzen! Bei der Finanzierung des Kommunikationsgerätes, das ca. 4.300 Euro kostete, unterstützte auch der VERBUND Empowerment Funds der Diakonie die Familie Santner. 

Neben der Landwirtschaft schlägt Sebastian Herz für sein Therapiepferd Waldess. Er geht zwei Mal in der Woche zur Hippotherapie, die ihm sehr gefällt und ihm auch sehr viel bringt. 

Foto: Der Junge Sebastian bedient seinen Computer mit Hilfe der speziellen Clevy Tastatur

Sebastian besucht gemeinsam mit seinem Bruder Dominik eine Integrationsklasse an der NMMS Seeboden. Schulübungen und Hausaufgaben löst er wie alle anderen Kinder auch. Dazu verwendet er ein spezielles Programm – Multitext. Das einzige, was Sebastian dafür braucht, ist seine engagierte Stützlehrerin, die ihm die Übungen einscannt und ein bisschen mehr Zeit. Sebastian will möglichst viel so machen, wie die andere auch – er plagt sich sogar mit einer herkömmlichen Tastatur, um zu zeigen, dass er es genauso kann wie alle. Sebastian arbeitet alles mit der linken Hand, da er seine rechte Hand nur als „Hilfsarbeiter“ einsetzt, wenn es unbedingt notwendig ist. Und auch mit der linken Hand schreibt er nur mit einem Finger, wobei Sebastian da aber auch sehr schnell ist.

Und wenn es ihm einmal schwer fällt, dann lässt er sein Kommunikationsgerät sagen: „Hausübung, so ein Scheiß!“ – denn schimpfen kann so ein Sprachcomputer auch, wenngleich das sehr selten vorkommt, denn mittlerweile liebt Sebastian es, zur Schule zu gehen.