Hilfreiche Einstellungen am iPad

Wenn Kinder oder erwachsene Menschen mit Behinderung am iPad arbeiten, passiert es schnell, dass Aktionen ausgelöst werden, die so nicht beabsichtigt waren. So kann eine App unabsichtlich verlassen werden und das iPad wird nicht mehr zum gewünschten Zweck eingesetzt (da ja die BenutzerInnen nicht mehr mit der App arbeiten). Außerdem können auch unerwünscht Einstellungen am Gerät vorgenommen oder Apps verschoben und gelöscht werden. In diesem App-Tipp lernen Sie nun einige hilfreiche Einstellungen am Gerät kennen, die Ihnen dabei helfen können, unbeabsichtigtes Verhalten des iPads beim Einsatz für Menschen mit Behinderung zu eliminieren.

Folgendes lesen Sie in diesem Artikel:

  • Multitasking/Gesten ausschalten
  • Ausschalten der Zoom-Funktion
  • Sperren des Home-Buttons durch den "Geführten Zugriff"
  • Einschränkungen aktivieren
  • Touch-Bedienung anpassen
  • Scanning am iPad
  • iPad Pro: Anzeige anpassen

Ausschalten der Multitasking-Bedienung bzw. Gesten

Die Gesten (ehemals „Multitasking-Bedienung“) am iPad bewirken, dass zum Beispiel beim Streichen mit vier Fingern „von unten nach oben“ unten alle aktuell geöffneten Apps angezeigt werden. Beim Zusammenziehen aller fünf Finger kann eine App geschlossen werden und durch horizontales Streichen mit vier Fingern kann zwischen den geöffneten Apps gewechselt werden. Diese Einstellung mag für manche AnwenderInnen praktisch sein, aber beim Einsatz des iPads für Menschen mit Behinderung ist dies oft ein großes Hindernis. BenutzerInnen können zum Beispiel unbeabsichtigt zu anderen Apps wechseln. Diese Funktion kann in den Einstellungen ausgeschalten werden.

Öffnen Sie dazu die Einstellungen und wählen Sie auf der linken Seite "Allgemein" aus. Dort können Sie unter "Multitasking" die „Gesten“ ausschalten. 

Screenshot: Multitasking-EinstellungenScreenshot: Gesten ausschalten

  

Sperren des Home Buttons durch den „geführten Zugriff“

Eine geniale Funktion am iPad ist der sogenannte „Geführte Zugriff“. Dieser sperrt einerseits alle Hardware-Buttons des iPads (wie zum Beispiel den Home Button).

Andererseits können Sie damit auch bestimmte Bereiche am Bildschirm sperren – wenn zum Beispiel ein Einstellungs-Button vorhanden ist, den die BenutzerInnen nicht bedienen können sollen.

Und Drittens können Sie eine Zeit einstellen, wie lange der/die NutzerIn die App verwenden kann. Nach Ablauf der Zeit wird der Bildschirm schwarz und kann nur durch Eingabe des Codes wieder genutzt werden. 

Wie funktioniert dieser geführte Zugriff genau? 

Wenn Sie am iPad die Einstellungen öffnen und unter „Allgemein“ die „Bedienungshilfen“ auswählen, finden Sie dort die Funktion „Geführter Zugriff“. Dieser kann hier aus- und eingeschalten werden. Außerdem müssen Sie einen vierstelligen Code definieren, mit dem der geführte Zugriff wieder verlassen werden kann. Achten Sie außerdem darauf, dass der „Kurzbefehl“ eingeschalten ist (damit das Ein- und Ausschalten über einen Dreifach-Klick auf die Home-Taste funktioniert). 

Screenshot: Geführten Zugriff einstellen

Jetzt soll ein Kind eine bestimmte App am iPad nutzen. Sie können nun den geführten Zugriff verwenden, um dem Kind das Arbeiten mit der App zu erleichtern und zu verhindern, dass es die App verlässt. Öffnen Sie dazu die gewünschte App und klicken Sie dreimal auf den Home Button. Dann startet der geführte Zugriff. 

Beenden können Sie diesen, indem Sie erneut dreimal auf die Home-Taste drücken und den zuvor definierten Code eingeben. Dann befinden Sie sich in den Einstellungen für den geführten Zugriff. Auf der Touch-Fläche können Bereiche definiert werden, die inaktiv sein sollen, d.h. die nicht auf Berührungen reagieren. Zeichnen Sie dazu einfach einen Rahmen um das Element, das gesperrt werden soll. Die Größe und Position des Rahmens kann jederzeit geändert werden. Diese definierten inaktiven Bereiche werden für jede App separat gespeichert. Wenn Sie nun auf „Fortsetzen“ drücken, wechseln Sie zurück in den Geführten Zugriff, mit "Beenden" wird diese Funktion beendet. 

In den Einstellungen können Sie außerdem auch die zuvor erwähnte Zugriffszeit definieren, d.h. wie lang der/die NutzerIn die App verwenden kann, bis das iPad sich sperrt und nur durch Eingabe des Codes wieder aktiviert werden kann.

Screenshot: Geführten Zugriff verwenden

Wenn Sie den geführten Zugriff beenden möchten, klicken Sie drei Mal auf den Home Button und geben Sie den zuvor definierten Code ein. Klicken Sie anschließend auf „Beenden“". Nun haben Sie den geführten Zugriff verlassen und können wieder ganz normal am iPad arbeiten. 

Einschränkungen aktivieren

Wenn Kinder am iPad arbeiten, passiert es schnell, dass sie unabsichtlich Apps kaufen/installieren oder auch löschen. Diese Funktionen kann man deaktivieren, wenn das Kind am iPad arbeitet.

Gehen Sie dazu in den Einstellungen unter "Allgemein" auf die "Einschränkungen“. Zuallererst müssen Sie einen Code definieren, mit dem die Einschränkungen gesperrt sind (damit das Kind nicht selbst etwas ändern kann). 

Hier können Sie nun einige Dinge aus- und einschalten. Besonders hilfreich ist es u.a. diese Funktionen zu deaktivieren:

  • App Installation
  • Apps löschen
  • In-App-Käufe
Screenshot: Einschränkungen definieren

Achtung: Wenn Sie "App-Installation" deaktiviert haben, verschwindet auch das App-Store Icon am iPad. Wenn Sie den App-Store nützen möchten, müssen Sie die „App-Installation“ wieder einschalten. 

Touch-Bedienung anpassen

Seit iOS 9 gibt es verschiedene Einstellungen, um die Bedienung des Touch.Displays des iPads (oder auch iPhones)  anzupassen. Diese finden Sie in den Einstellungen unter „Allgemein“ > „Bedienungshilfen“ > „Touch-Anpassungen“. Folgende drei Einstellungen können hier getroffen werden:

  • Haltedauer
    Die Haltedauer besagt, wann die Berührung des Displays als Tippen gilt. Für NutzerInnen, die manchmal irrtümlich den Bildschirm berühren, ist es sinnvoll, hier eine höhere Zeit einzustellen. Dann wird das Berühren des Displays erst als Auslöser erkannt, wenn eine Stelle z.B. mindestens 0.5 Sekunden lang berührt wird. Als visuelle Hilfe wird hier ein Kreis angezeigt, der sich füllt.
  • Wiederholung ignorieren
    Diese Einstellung kann beispielsweise hilfreich für NutzerInnen mit einem Tremor sein. Hier werden wiederholte Touch-Berührungen ignoriert ? der Zeitraum, in dem nach einer ersten Berührung weitere ignoriert werden, kann eingestellt werden. Diese Einstellung wird auf herkömmlichen Kommunikationsgeräten oft „Sperrzeit“ genannt.
  • Tipp-Assistent
    Diese Einstellung hilft, ein unbeabsichtigtes Ausführen von Gesten zu verhindern. Es wird eine Zeit eingestellt (z.B. 0.2 Sekunden). Wenn der Finger innerhalb dieser Zeit am Display bewegt wird, wird das nicht als Geste, sondern als Tippen gewertet. Auch hier erscheint ? ähnlich wie bei der Haltedauer ? ein Kreis, der diese Zeit anzeigt. Erst wenn der Bildschirm so lange berührt wurde, kann eine Geste (z.B. Wischen) ausgeführt werden. Ansonsten wird – je nach Einstellung – entweder die erste oder die letzte Berührung des Displays als Tippen gewertet. 
Screenshot: Touch-Anpassungen

„Kreative Zweckentfremdung“ des Tipp-Assistenten

Wenn sie den/der NutzerIn ermöglichen möchten, mehrere Apps zu verwenden, aber nur die, die Sie für passend halten, können Sie das folgendermaßen machen:

Sie können alle Apps, die der/die NutzerIn verwenden soll, auf eine Seite legen. Im nächsten Schritt müssten Sie das Wechseln zwischen den Seiten (Wisch-Geste) ausschalten. Ganz Ausschalten ist nicht möglich, jedoch können Sie seit iOS 9 die Wisch-Geste mit Hilfe des in Tipp-Assistenten erschweren.

Wenn Sie den Tipp-Assistenten auf „Ersten Berührungspunkt verwenden“ schalten und beispielsweise als „Tipp-Assistent Gestenverzögerung“ eine Sekunde einstellen, muss man, um eine Wischgeste ausführen zu können, eine Sekunde lang auf eine Stelle tippen und anschließend wischen. Das ist eine motorische Herausforderung, ganz abgesehen davon, dass es auch ein bisschen Geduld braucht, die Sekunde (oder auch länger) zu warten, bis gewischt werden kann. So kann der/die NutzerIn die Seite mit den von ihnen ausgewählten Apps nicht so leicht verlassen.

Achtung: Auch das Wischen in den Apps ist dann mit den Tipp-Assistenten erschwert! Wenn Sie also Apps verwenden, wo das Wischen wichtig ist (z.B. „Streichelzoo“), funktioniert diese Methode leider nicht. 

Scanning am iPad

Das ganze iPad kann auch per Scanning, das heißt mit einem oder mehr externen Bluetooth-Tastern bedient werden. Wie das genau funktioniert, können Sie im App-Tipp „Scanning am iPad“ nachlesen.

Weitere Informationen

Auch von Apple gibt es eine schöne Übersicht über alle Bedienungshilfen, die bei iOS für iPad und iPhone eingebaut sind. Diese Beschreibung finden Sie hier