„Entdecke die Kraft der Sprache“ - vorgefertigtes didaktisches Material als Wegweiser und Hilfestellung!

Wer kennt das nicht? Ein GoTalk wird nur zum Auswählen beim Frühstück eingesetzt, der BIGmack dient als Nachrichtenübermittler und auf dem Step-by-Step werden die Strophen eines Liedes aufgenommen. Viele Kommunikationshilfen werden zwar regelmäßig, aber häufig nur für EINE bestimmte Funktion benutzt. Dabei ist das noch lange nicht alles: Denn besonders die einfachen Geräte mit Sprachausgabe lassen sich als MEDIEN sehr flexibel anwenden, um die Wirkung von Sprache erfahrbar zu machen und um darauf aufbauend kommunikative Handlungsstrategien zu vermitteln.

In der UK gibt es eine doppelte Zielsetzung: Es geht darum, den Spracherwerb zu fördern und gleichzeitig alternative Kommunikationsformen bereitzustellen. Kommunikationsförderung bedeutet: gemeinsam die Kraft der Sprache entdecken

Bild: Fünf Lernbereiche für Sprachausgabegeräte
  • gemeinsam: in Interaktionen mit mindestens einem Kommunikationspartner
  • Kraft: die Wirksamkeit (jemand reagiert auf das Gesagte und ich werde anders wahrgenommen)
  • Sprache: schließt die unterschiedlichen Funktionen ein (z.B. Erzählen, Kommentieren, Fragen, entscheiden)
  • entdecken: nach und nach die verschiedenen Möglichkeiten erforschen

In der Kommunikationsförderung mit einem Sprachausgabegerät gibt es verschiede Förderaspekte, die unabhängig vom jeweiligen Hilfsmittel von Bedeutung sind. Diese Aspekte können in fünf Lernbereiche eingeteilt werden:

1. Das Hilfsmittel spielerisch kennen lernen

Das Hilfsmittel erkunden und damit experimentieren - die Erfahrung machen: „Das Gerät kann sprechen.“, oder erst mal  das Auslösen ausprobieren (hauen, schlagen, vorsichtig tupfen).  

Bild: GoTalk Vorlage: Geräusche

Beispiel für GoTalk 20+: Geräusche wahrnehmen:
Betrachten Sie das Deckblatt gemeinsam mit dem Nutzer. Welche Gegenstände sind abgebildet? Welches Bild gehört zu welchem realen Gegenstand? Nehmen Sie im Beisein des Benutzers die Geräusche auf. Lassen Sie den Nutzer ausprobieren und haben Sie zusammen Spaß!

2. Erfahrungen mit Sprache machen

Es geht darum, in konkreten, überschaubaren Spielsituationen Erfahrungen zu sammeln, WIE sich die Aussagen auf das Geschehen auswirken.

Bild: LITTLE Step-by-Step - Luftballon aufblasen

Beispiel für BIG oder LITTLE Step-by-Step:
Luftballon aufblasen: Das Gerät mit dem passenden Symbol kennzeichnen, folgende Aussagen am Step-by-Step aufnehmen: „Blas doch mal den Luftballon auf! – Noch mehr aufblasen! – Lass mal ein bisschen Luft raus! – Jetzt lass den Ballon fliegen! – Nochmal von vorne!“.

3. Sprache als Ausdrucksmittel erleben

Hier werden zunehmend die Inhalte wichtiger. Es geht darum, Aktivitäten zu gestalten, bei denen es nicht auf die gezielte Auswahl einer Aussage ankommt. Es gibt dabei also keine falschen Aussagen, da jede Äußerung zum Verlauf der Interaktion beiträgt.

Bild: GoTalk 4+: Persönliche Fragen

Beispiel für GoTalk4+: Persönliche Fragen
Legen Sie den Ausdruck ins Gerät ein und nehmen Sie folgende Aussagen auf: „Wie heißt du? – Wo wohnst du? – Was macht dir Spaß? – Was findest du doof?“
Betrachten Sie gemeinsam mit dem Nutzer das Deckblatt und weisen Sie darauf hin, welche Symbole für Vorlieben und Abneigungen stehen.
Überlegen Sie gemeinsam mit dem Benutzer, welchen verschiedenen Personen diese Fragen gestellt werden sollen.
Auf geht’s zum Interview mit den ausgewählten Personen!

4. Sprache angeleitet verwenden

Der Benutzer wird angeleitet, in überschaubaren Situationen eine aktive Sprecherrolle einzunehmen. Das bedeutet, dass er nicht nur eine „Sprechaufgabe“ erfüllen muss, sondern gleichzeitig mitverantwortlich wird für den Verlauf einer Interaktion. So entstehen schnell positive Erlebnisse mit Sprache und der Nutzer erlebt sich als kompetent.

Bild: GoTalk 32+ Persönliche Fragen

Beispiel für GoTalk32: Persönliche Fragen
Legen Sie den Ausdruck ins Gerät und nehmen Sie die einzelnen Aussagen auf: „Noch mal – Lies mal, was da steht! – Fertig! – nach vorne – blätter mal um – nach hinten -  was siehst du noch? – Was ist das? – Zeig mal …“.
Betrachten Sie mit dem Nutzer das Deckblatt. Probieren Sie aus, wie sich die einzelnen Aussagen auf den Handlungsablauf auswirken.
„Modeln“ Sie – dh machen Sie mit, indem Sie selber auch das Gerät einsetzen – im Wechsel mit dem Nutzer!

5. Mit Sprache Beziehungen gestalten

Auch für unterstützt kommunizierende Personen ist es von großer Bedeutung, Gesprächsregeln und soziale Floskeln zu kennen und anzuwenden, da sie nur dann als kompetente Sprecher angesehen werden. Das Anwenden sozialer Umgangsformen lernt man am besten von einem „Vorbild“. Schauen Sie gemeinsam anderen Personen zu: Wann sagt man „bitte“ und „danke“? Was sagt jemand, wenn er einen Raum betritt? Was sagt man, wenn jemand Geburtstag hat?

Bild: iTalk 2: Geburtstag

Beispiel für iTalk2:
Soziale Umgangsformen - Geburtstag Nehmen Sie als erste Aussage auf das Gerät das bei Ihnen übliche Geburtstagslied auf und als zweite Aussage: „Herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum Geburtstag!“
Betrachten Sie gemeinsam mit dem Nutzer die Symbole. Üben Sie den Einsatz gegebenenfalls vorher im Rollenspiel und gratulieren Sie dann gemeinsam dem Geburtstagskind!

Die Vorschläge aus den verschiedenen Bereichen und mit den verschiedensten Geräten sollten flexibel eingesetzt und variiert werden. Der Benutzer sollte die Gelegenheit bekommen, mit seinem Hilfsmittel möglichst jeden Tag in einem der Bereiche Lernerfahrungen in unterschiedlichen Situationen zu sammeln.

Materialsammlungen „Entdecke die Kraft der Sprache“

Eine Sammlung vieler solcher Ideen angepasst an die einfachen Sprachausgabegeräte und jeweils fix fertig zum Ausdrucken finden Sie in den Materialsammlungen „Entdecke die Kraft der Sprache“ von Prentke-Romich Deutschland GmbH.

Bild: "Entdecke die Kraft der Sprache"

Derzeit sind diese Ideensammlungen für

  • BIGmack, LITTLEmack, BIG Step-by-Step, LITTLE Step-by-Step, iTalk2
  • GoTalk4+, GoTalk9+, GoTalk 20+
  • GoTalk Express 32
  • SuperTalker (1, 2, 4 und 8 Feldern)
  • Minspeak-Zielvokabular - Quasselkiste 60
  • Alle machen mit – Ideen für Teilhabe im Alltag

erhältlich.

Und auch wenn im täglichen Alltag andere Symbole verwendet werden (zB PCS-Symbole Boardmaker) bieten diese Bücher eine Sammlung von tollen, in der Praxis erprobten Ideen, die auch einfach für andere Symbole „übersetzt“ werden können.  

Alltagsbezogene Kommunikationsförderung bedeutet:

  • mitmachen lernen
  • gemeinsam die Kraft der Sprache entdecken
  • systematisch Erfahrungen in unterschiedlichen Lernbereichen ermöglichen

 

Literatur:

Prentke Romich GmbH: Entdecke die Kraft der Sprache – Isaac-Artikel 2009

Petersen, Brunhild: „Was machst du denn da? oder: Wer fragt, bestimmt die Situation“. aus: Boenisch, Jens; Bünk, Christof (Hrsg.): Methoden der Unterstützten Kommunikation, von Loeper Literaturverlag, 2003.

Prentke Romich GmbH: Entdecke die Kraft der Sprache – Kontextbezogene Kommunikationsförderung mit Sprachausgabegeräten, 2009.

Prentke Romich GmbH: Alle machen mit! – Mit einfachen Hilfen Partizipation im Alltag ermöglichen, 2008.

Zollinger, Barbara: Die Entdeckung der Sprache, Haupt Verlag, 2007.

Viel Spaß wünscht

Romana Malzer

 

METACOM-Symbole  © Annette Kitzinger - Nutzung mit freundlicher Genehmigung.

PRD- Grafiken © Prenke-Romich GmbH www.prentke-romich.de - Nutzung mit freundlicher Genehmigung.