facebook-Gruppe „Freunde bei VERBUND“: Sinn stiften und Zuversicht schenken

Seit 1. Dezember 2009 unterstützt der VERBUND-Empowerment Fund der Diakonie Menschen mit körperlicher und/oder geistiger Beeinträchtigung in Österreich. Mit Assistierenden Technologien erhalten Menschen überhaupt erst oder deutlich verbesserten Zugang zu Kommunikation und damit die Möglichkeit, am öffentlichen Leben teilzunehmen und damit ein selbstbestimmtes Leben zu gestalten.
Sich austauschen, mitteilen und kennenlernen
In der Facebook-Gruppe „Freunde bei VERBUND“ tauschen sich Menschen mit Behinderung mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von VERBUND aus. Gelegentlich trifft sich die Truppe auch persönlich und macht Ausflüge, etwa zum Donau-Kraftwerk Abwinden-Asten bei Linz. Für alle Mitglieder in dieser Gruppe ist es wichtig, miteinander zu kommunizieren. Natürlich braucht es dafür auch Geduld und Verständnis, denn vieles geschieht sehr langsam. „Oft lernt man erst durch den Einsatz der Technologien den Menschen hinter der Behinderung kennen, da er vorher kaum Möglichkeit hatte, sich mitzuteilen. Das ist vor allem für die Familienmitglieder und Freunde schön. Wenn wir 1.000 Menschen mit Behinderung beraten, profitieren vier Mal so viele davon“, freut sich David Hofer.
Video über die facebook-Gruppe „Freunde bei VERBUND"
Sonnenstrahlen aus dem Bildschirm

Bernhard Heiller, VERBUND Mitarbeiter und aktives Mitglied der facebook Gruppe "Freunde bei VERBUND" hat einen spannenden Beitrag über diese Kooperation verfasst und lässt uns teilhaben, warum er und andere Kolleginnen und Kollegen viel fürs eigene Leben gelernt haben:
Eine virtuelle Gemeinschaft entsteht
"Freunde bei VERBUND" – das ist der etwas sperrige Titel der heute um so lockerer kommunizierenden "geheimen" Plattform auf Facebook, durch die der "VERBUND-Empowerment Fund" seit einem knappen Jahr auch die "Software" zur Hardware liefert: Kolleginnen und Kollegen von VERBUND engagieren sich in diesem Projekt zusätzlich zu den materiellen Hilfeleistungen auch durch Menschlichkeit, Wärme und Freundschaft.
Denn was nützen die besten technischen Möglichkeiten zur Kommunikation im Internet, wenn "auf der anderen Seite“ niemand zum Kommunizieren da ist? Dieser Gedankengang stand am Ursprung der von freiwilligen VERBUND-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern getragenen Aktion, sich gemeinsam in einer virtuellen Gruppe zum gegenseitigen Gedankenaustausch mit Menschen mit Behinderungen zu treffen.
Durch die engagierten Betreuerinnen und Betreuer der Diakonie-Tochter „LIFEtool gemeinnützige GmbH“, die mit ihrem Spitzen-Know-how beraten und immer neue „LIFEtools“ entwickeln, wurden Betroffene mit dem Handling vertraut gemacht, einige Regeln erklärt – und schon ging’s los! Binnen kurzer Zeit und einigen gegenseitigen Vorstellungs-Postings liefen schon die ersten „Threads“ zu Themen des Alltags ohne und mit Behinderungen - ob sich diese nun kognitiv oder körperlich ausdrücken. Und von Anfang an zog sich ein ungemein positiver Grundton durch alle Wortmeldungen – hüben und drüben: Hobbies und Faibles wurden bald genauso ausgetauscht wie Vorlieben für Essen, Musikstile und Jahreszeiten.
Was teilen die "Freunde bei VERBUND" einander mit?
Der junge Patrick (Namen geändert) spricht kaum etwas, wie wir von unseren LIFEtool-Freunden erfahren haben. Doch seit einiger Zeit teilt er uns Facebook-Freunden immer öfter seine kleinen Vorhaben mit, kommentiert andere Beiträge - und zeigt auch zusehends Emotionen: vor und nach Sportevents und Kinobesuchen. Er schreibt meist nur wenige Wörter – doch, dass er sie nun schreibt, damit sie von anderen wahrgenommen werden, bedeutet wohl mehr, als wir uns wirklich vorstellen können.
Peter hingegen ist äußerst mitteilsam. Seit er auch ein iPad sein eigen nennen kann, meldet er sich noch öfter – aus der Arbeit in der geförderten Diakonie-Werkstätte wie auch am Feierabend oder vom Urlaub bei der Familie.
Ulla zeigt uns Fotos von ihren Besorgungen beim „Postpartner“, von ihrer Betreuerin und der netten Verkäuferin. Das junge Mädchen im Rollstuhl lacht fast auf jedem ihrer Fotos und vermittelt uns über die Monate hinweg ein geradezu unbekümmert sorgenfreies Gemüt.
Anlässe und gern wiederkehrende Themen der Postings sind die Freude über: Sonnenschein und gutes Wetter, gute Stimmung, Besuche in der Behindertenwerkstatt, gute Therapiestunden, Neuigkeiten beim Wohnen und von den BetreuerInnen, kleine Erlebnisberichte und Veränderungen in Arbeit und Alltag. Viele der LifeTool-Freunde haben Angehörige mit Behinderungen, einige sind selbst von Einschränkungen betroffen und auch genau deswegen als Technik-Berater für LifeTool tätig. Daher kommen auch von unseren Freunden bei LifeTool viele schöne und interessante Postings zu ihren Erlebnissen, Aufgaben und Erfolgen.
Viele Freunde leben mit dem "Rolli" – das ist der gängige Begriff für den Rollstuhl, den geliebten unentbehrlichen persönlichen Mobilmacher, und wenn Testtage mit einem neuen Rolli-Modell anstehen, so ist das ein auf facebook freudig angekündigtes Ereignis. Aber auch technische Pannen und menschliche Sorgen finden hier ihren Weg „nach außen“, um schnell von vielen Hilfeangeboten und von tröstenden Worten „fürsorglich zugepostet“ zu werden.
Immer öfter werden auch Fotos gepostet: vom leckeren Mittagsteller, von Ausflügen oder Besuchern. Zuletzt überraschte uns eine sensationell aufwändige Profi-Fotoserie mit Inszenierungen, die einige der mit Behinderungen lebenden Freunde von all dem umgeben zeigen, was ihnen besonders am Herzen liegt. Vor Traumlandschaften oder von Szenerien umgeben, die Mädchen und Frauen schön geschminkt, flott frisiert und gestylt, posieren unsere Freunde in der EDV-Werkstätte in Hagenberg jeweils einzeln in tollen Fotoramas. Dann folgten sogar noch die Making-Ofs zu jeder der vor/arbeitsreichen Fotosessions, die in bezaubernder Weise die Freude an dieser tollen Aktion festgehalten haben.
Was hat sich seit dem Start der Plattform vor knapp einem Jahr geändert?
Unsere Sprache im Alltag ist vermutlich verständnisvoller und rücksichtnehmender geworden, wenn es um Menschen „mit besonderen Bedürfnissen“ geht. Die Begriffe „normal“ und „gesund“ sowie „behindert“ und „krank“ sind nicht mehr „logische“ Gegensatzpaare. Die Sensibilität für und das Einfühlungsbedürfnis in Menschen mit einem Leben unter besonderen Umständen sind zweifellos deutlich gewachsen. Und die Freude an der Freude anderer Menschen ist vermutlich für viele Mitglieder in dieser sehr besonderen Gruppe ebenso mitgewachsen.
„Entschleunigung“ – so lautet das Zauberwort in der Kommunikation, weil diese trotz der "Unterstützten Kommunikation" mit Hürden verbunden ist, die Menschen ohne Beeinträchtigungen kaum wirklich nachvollziehen können. Dass in dieser Verlangsamung auch eine unbestreitbare Qualität liegt, ist einer der wesentlichen „Gewinne“ aus dieser geteilten Erfahrung.
Sonnenstrahlen aus dem Bildschirm
Die Möglichkeit, einander barrierenüberwindend über Bildschirm und Lautsprecher liebe Grüße, schöne Gedanken und Musiktipps via Youtube zu senden, ist so etwas wie virtueller Sonnenschein, der in allen Empfängerinnen und Empfängern zu strahlen beginnen kann. Ob wir nun mit Behinderungen leben oder nicht – im Gefühlsleben haben wir doch weitgehend dieselben Bedürfnisse. Und das verbindet ungemein.
Es wird dafür kaum je eine Statistik geben, aber wahrscheinlich ist „Freunde bei VERBUND“ am Weg zu einer der „meistgelächelten“ Internetplattformen."
„TRIGOS“ für das Volunteering Projekt des Verbund Empowerment Fund der Diakonie

Der Trigos würdigt Unternehmen mit besonderer Verantwortung. Diesen besonderen Preis erhielt VERBUND im Mai 2011 in der Sonderkategorie „Ehrenamtlichkeit“. Ausgezeichnet wurde u.a. das Kommunikationsprojekt „Freunde bei VERBUND“, in dem sich Menschen mit Behinderungen, MitarbeiterInnen von VERBUND, Diakonie und LIFEtool auf Augenhöhe begegnen und Einblicke in die Welt des jeweils Anderen erhalten.
Für weitere Informationen:
Link zur Homepage der Diakonie Österreich